Eine Tour durch die spannendstenRäume der Kunst in Nordrhein-Westfalen
Schon seit Jahrhunderten zieht sich eine reiche Kunstgeschichte durch die rheinische und nordrhein-westfälische Region, denn das nördliche Rheinland bot eine Dichte an Kaufleuten, Handelnden und Sammelnden aller Objekte. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts – mit einem Höhepunkt in den 80er Jahren – begann Köln ein Ort zu werden, an dem sich Kunstschaffende, -sammelnde und Galeristen und Galeristinnen aus den verschiedensten Ländern trafen. Besonders in Europa, aber auch weltweit, erlebte die Region eine Art Kulturepoche der zeitgenössischen Kunst.
K21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Foto: Sebastian Drüen
Heute ist Nordrhein-Westfalen (NRW) voll von fantastischen Institutionen, die alle ein aufregendes Programm mit einigen der weltweit bekanntesten zeitgenössischen Kunstschaffenden ausstellen. Von Köln bis Essen über Düsseldorf und Bielefeld ist NRW ein Ziel für alle Kunstliebhabenden, die das Beste erleben möchten, was zeitgenössische Kunst in Deutschland zu bieten hat.
Museum Ludwig, Köln
Das Museum Ludwig zwischen dem Kölner Dom und dem Rhein ist ein Gigant unter den europäischen Mu- seen und beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Werken. Dort hängen Gemälde von Pablo Picasso bis hin zu jenen der russischen Avantgarde aus den 1920er Jahren.
Bemerkenswert ist auch, dass die Sammlung US-amerikanischer Pop Art die wichtigste außerhalb der USA selbst ist: Johns, Rauschenberg, Warhol, Judd – sie alle sind dort vertreten. Dies ist zum Teil dem Vermächtnis des legendären Sammlerehepaars Peter und Irene Lud- wig zu verdanken. Sie legten mit ihrer Privatsammlung 1976 den Grundstein für das Museum. Weitere Werke entstammen der Schenkung des Politikers und Rechtsanwalts Josef Haubrich, der mit seiner umfangreichen und gewaltigen Sammlung deutscher expressionistischer Kunst heute den Großteil der ausgestellten Stücke ausmacht. Wer in NRW ist, sollte dem Museum unbe- dingt einen Besuch abstatten.
Fotos: A.R.
Braunsfelder, Köln
Braunsfelder ist ein Hybrid-Raum, der zum Einen einen Einblick in die private Sammlung zeitgenössischer Kunst einer Kölner Sammlerfamilie bietet, und zum Anderen aufstrebende und etablierte Kunstschaffende zeigt. Alle Ausstellungen sind offen und kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis zu fünfmal im Jahr werden verschiedene Kuratierende eingeladen, um Ausstellungen in der schönen, ehemaligen Armaturenfabrik im Kölner Stadtteil Ehrenfeld zu arrangieren.
Mit einem Schwerpunkt auf Malerei und Skulptur bietet der Raum auch eine umfangreiche, ständig wachsende Bibliothek, in der sich Kunstbücher, Ausstellungskataloge und Jazz-Literatur befinden. Die Bücherei ist ebenfalls öffentlich zugänglich. Braunsfelder ist ein Ort des Austauschs und des Lernens und trägt zu Kölns Ruf als Kunst- und Kulturzentrum bei.
Fotos: Mareike Tocha
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Verteilt auf den drei Standorten K20, K21 und F3 gibt es während eines Besuchs in Düsseldorf jede Menge Kunst zu sehen. Mit einer beeindruckenden Sammlung von Hauptwerken der klassischen Moderne – darunter Gemälde von Picasso, Matisse, Kandinsky und Mondrian – gilt die staatliche Galerie als eine der renommiertesten Sammlungen moderner Kunst.
Das K21 im Ständehaus wurde 2002 als Schaufenster für moderne Kunst eröffnet und bietet sich als „Ort der Künstler“ an, um Raum für Wechselausstellungen zu bieten. Das alles passiert unter der ehemaligen Kuppel des NRW-Landtags. Das K20 am Grabbeplatz beherbergt die ständige Kunstsammlung. Hier sind viele bedeutende Werke der US-amerikanischen Nachkriegskunst untergebracht, darunter Arbeiten von Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Donald Judd, Jasper Johns und Frank Stella.
Die Hauptattraktion ist Jackson Pollocks weltberühmtes, abstraktes und expressionistisches Tropfbild „Number 32“, das während seiner produktivsten Periode von 1947-1950 entstand. Heutige Kunstwerke von Künstlern wie Gerhard Richter, Tony Cragg, Thomas Schütte, Imi Knoebel und Joseph Beuys bilden einen weiteren wichtigen Schwerpunkt des Museums.
Fotos: Sebastian Drüen
Museum Folkwang, Essen
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde das Museum im Kulturhauptstadtjahr des Ruhrgebiets 2010 wiedereröffnet. Der britische Architekt David Chipperfield entwarf einen beeindruckenden Neubau, der den bisherigen Erweiterungsbau aus den 1980er Jahren ersetzte.
Und das Gebäude kann sich sehen lassen: Das Museum Folkwang in Essen ist zweifellos eines der renommiertesten Kunstmuseen Deutschlands. Die Sammlung verfügt über eine herausragende modernistische Sammlung mit Werken von Meistern wie Cézanne, Gauguin, van Gogh, Kirchner, Marc, Matisse, Munch, Rodin und vielen anderen. Das Museum beherbergt auch eine erstklassige fotografische Sammlung mit Werken aus dem 20. Jahrhundert, der Nachkriegszeit und der Gegenwart.
Insgesamt lassen sich im Museum Folkwang rund 600 Gemälde, 300 Skulpturen und Installationen und mehr als 1.800 weitere Kunstwerke bewundern. Neben den Dauerausstellungen gibt es auch zahlreiche hochkarätige Wechselausstellungen. Zuletzt war unter anderem Martin Kippenbergers große Installation „Das glückliche Ende von Franz Kafkas Amerika“ zu sehen, die aus der Prada Foundation in Mailand kam.
Fotos: Sebastian Drüen
Kunsthalle Bielefeld
Die Kunsthalle Bielefeld wurde 1968 von Philip John- son, dem legendären US-amerikanischen Architekten der Moderne, im internationalen Stil entworfen und befindet sich inmitten eines beeindruckenden Skulpturengartens. Mit Werken von Ólafur Elíasson, Auguste Rodin, Henry Moore und Richard Serra ist das Museum ein fantastisches Beispiel für eine Kunst- halle in NRW, die man bei einem Besuch in der Re- gion nicht verpassen sollte.
Die ständige Sammlung umfasst Werke von Picasso, Sonia und Robert Delaunay, Max Beckmann, Man Ray, Mitgliedern der Brücke und der Blauen Reiter. In den letzten Jahren wurden temporäre Ausstellungen von bedeutenden zeitgenössischen Kunstschaffenden wie Monica Bonvicini, Jeremy Deller, Jorge Pardo und Sophie Taeuber-Arp gezeigt.
Bundeskunsthalle, Bonn
Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt gleichzeitig zwei bis vier Ausstellungen auf einer Gesamtausstellungsfläche von 5.600 Quadratmetern. Darunter befinden sich wichtige Wechselausstellungen mit wertvollen Kunstschätzen und Kulturgütern aus aller Welt.
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1992 zeigte die Bundes- kunsthalle mehr als 100 Ausstellungen aus den Bereichen Kunst- und Kulturgeschichte, Wissenschaft und Technik. Neben bedeutenden Werken finden im Ambiente der herausragenden Architektur auch hochkarätige Veranstaltungen, Medienkonferenzen und Konzerte einen Platz. Hinzu kommt der Außen- und Gartenbereich – auch „Goethes Garten“ genannt –, der als eine Art „kulturelle Oase“ gestaltet wurde.
Die mit Stein verkleideten Lichttürme und das Kupferblechdach sind schon von Weitem zu sehen. Sie sind unverwechselbare Erkennungsmerkmale, die wie der Rest des Gebäudes nach Entwürfen des Wiener Architekten Gustav Peichl errichtet wurden. Peichl entwarf auch das idyllisch bepflanzte Dach, das auf weiteren 8.000 Quadratmetern Platz für Werke welt- bekannter zeitgenössischer Kunstschaffender bietet. Hier, weit oberhalb des Trubels der belebten Straßen, ist ein inspirierender Spaziergang im Grünen mitten in der Stadt möglich.
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