Interview mit dem Gesundheitscoach Daniel Weber

Gesundheit
Interview mit dem Gesundheitscoach Daniel Weber

Daniel Weber arbeitet seit 2015 als selbständiger Personal Trainer und unterstützt Menschen in und rund um Münster auf dem Weg zu einem gesünderen Lifestyle. 2021 schloss er zusätzlich eine dreijährige Ausbildung zum Coach ab.

Welche Aspekte schauen Sie sich als Gesundheitscoach genauer an?

Daniel Weber

Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz. Sie können sich meine Arbeit wie ein Kuchendiagramm mit fünf gleich großen Teilen vorstellen: Ernährung, Bewegung, Erholung, Entspannung und Coaching. Dennoch ist es meinen Klient*innen freigestellt, an welchen Themen sie arbeiten wollen. Die meisten kommen erstmal über das Personal Training zu mir.

Was sind die Hauptprobleme, die Ihnen im Arbeitsalltag begegnen?

DW

Das größte Problem unserer Zeit ist die Schnelligkeit – in der Gesamtgesellschaft, in den Prozessen, im Beruf. Wir haben einen großen Anteil an Arbeitenden, die über 45 Jahre alt sind. Für diese kann die Digitalisierung zu einem Problem werden. Jemand, der inhaltlich zwar sehr gut ist, sich aber nur stiefmütterlich mit PCs beschäftigt, kommt irgendwann an gewisse Grenzen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Gesundheit aus, denn es führt zu Stress.

Wie wirkt sich Stress auf den Körper aus?

DW

Durch Stress wird im Körper Cortisol ausgeschüttet. Als Gegenspieler zum Insulin hebt es den Blutzuckerspiegel an und fördert den Abbau der körpereigenen Eiweißspeicher. Cortisol steigert die Schlagkraft des Herzmuskels, den Blutdruck und die Atemfrequenz. Kurzfristig kann es leistungsfähiger machen und die Konzentration steigern. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel wiederum ist gesundheitsschädlich. Mögliche Folgen: Schlafstörungen, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht und Konzentrationsschwierigkeiten.

Was kann man dagegen tun?

DW

Studien belegen, dass sich Ausdauersport wie moderates Joggen hervorragend eignet, um psychischen Stress abzubauen. Mit Bewegung verhält sich der Körper gewissermaßen seinen Urinstinkten entsprechend: Er baut unerwünschtes Cortisol und überschüssiges Adrenalin ganz einfach ab.

Außerdem gibt es einige Lebensmittel, die den Cortisol-Spiegel senken, zum Beispiel Schokolade, Grüntee, Avocado, Rotwein, Heidelbeeren, Pistazien, Lachs und Spinat. Natürlich gilt auch hier: in Maßen.

Vielen Menschen fällt es schwer, Sport und Entspannungsphasen in ihren Alltag zu integrieren. Welche Tipps haben Sie?

DW

Wenn man jemand ist, der wahnsinnig viel arbeitet und seinen Job leidenschaftlich macht – wir setzen das jetzt mal alles positiv – dann muss man seine Freizeit planen. Genauso wie es Arbeitszeiten gibt, muss es auch Ruhephasen geben. Man kann ganz rudimentär damit anfangen, zum Abend hin fünf Minuten zu meditieren, um besser in den Schlaf zu finden. Wer abends meditiert, schläft tiefer. Morgens nach dem Aufstehen empfehle ich ein kurzes Beweglichkeitstraining zwischen fünf und 15 Minuten, um einmal die Halswirbelsäule, die Schultern, die Brustwirbelsäule, die Lendenwirbelsäule, die Hüfte, die Sprunggelenke und die Zehengelenke zu bewegen. Ganz locker. Wenn es jemand aus zeitlichen Gründen gar nicht schafft, Freiräume für Bewegung zu schaffen, dann muss die Person unheimlich stark auf ihre Ernährung achten.

Um das Gewicht zu halten?

DW

Ich sehe Ernährung nicht nur für diejenigen als sehr wichtigen Baustein, die Gewichtsmanagement betreiben, sondern für alle. Gute Vitalstoffe machen einfach leistungsfähiger. Es gibt drei Arten von Fett im Körper: die essenzielle Fettmasse, die wichtig für die Organfunktionen ist; eine Fettreserve, die dem Menschen Energie liefert; und das überschüssige Fett – und dieses erhöht das Risiko, zu erkranken. Deswegen ist es wichtig, Fettpölsterchen entgegenzuwirken. Dazu kommt: Viele Menschen leisten täglich viel Kopfarbeit. Dabei können sie bis zu 30 Prozent der täglich aufgenommenen Kohlenhydrate verbrauchen. Und wenn ich mir gute Kohlenhydrate zuführe, ist das besser für meinen Körper als mir hoch verarbeitete Lebensmittel in der Mikrowelle heiß zu machen. Wer für 3,99 Euro ein fertiges Menü vom Fließband bestellt, kann nichts erwarten. Genauso wenig wie von Brausetabletten für 99 Cent im Röhrchen.

Wie wichtig ist ein gesunder Schlaf dabei?

DW

Der Mensch durchläuft in der Nacht vier Schlafphasen: die Einschlafphase, die Leichtschlafphase, die Tiefschlafphase und den REM-Schlaf. In dieser Zeit laufen verschiedene Regenerationsprozesse ab – sowohl körperlich als auch geistig. Wenn diese Phasen dauerhaft gestört werden, überlädt irgendwann das System und man tendiert dazu, anfälliger für Verletzungen und Fehler in der Konzentration zu werden. Wenn wir jung sind und die Zellerneuerung im Körper noch super gut funktioniert, merken wir die Folgen noch nicht so stark. Aber wenn wir älter werden, können solche Dinge zu einem Problem werden.

Wer sich nicht bewegt, hat häufiger Verspannungen – bis hin zu Migräne. Durch Bewegung kräftigt man die Muskulatur, was zu weniger Verspannungen führt. Das wiederum führt dazu, dass man sich wohler fühlt, weniger eingeschränkt ist und bestimmt auch besser schläft. Ob man morgens oder abends Sport macht, muss man individuell schauen. Bei manchen Menschen sorgt Bewegung dafür, dass der Tag von ihnen abfällt. Bei anderen regt sie das vegetative Nervensystem an und sorgt dafür, dass sie abends noch schlechter zur Ruhe finden. Dennoch würde ich sagen: Wenn sich jemand in der Konsequenz gar nicht bewegt, müsste man die Sache abwägen. Welche Folgen spürt die Person, wenn sie abends nicht ins Fitnessstudio geht? Kann sie damit gut umgehen?

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf den Schlaf?

DW

Wenn man um 21 Uhr eine schwere Mahlzeit isst und um 22 Uhr ins Bett geht, bemerken viele Leute, wie voll ihr Magen ist. Die Verdauung verlangsamt sich im Schlaf. Das bedeutet: Man steht auf und hat immer noch diesen Verdauungsbrei in sich. Ich persönlich würde deshalb abends eher auf Rohkost setzen. Das vertragen manche aber nicht. Was gut funktioniert und was nicht, ist sehr individuell.

Bewegen sich die Menschen heute weniger als noch vor 50 Jahren?

DW

Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben viele junge Menschen, die sehr viel mehr Wert auf Bewegung und Ernährung legen als in früheren Jahren. Wir haben aber auch eine breite Masse, die gewisse Trends – wie E-Mobilität – mitgeht und sich dadurch weniger bewegt. Durch E-Bikes oder E-Scooter sind wir zwar an der frischen Luft, sorgen aber nicht im gleichen Maße für die Verbrennung von Kalorien wie ohne E-Motoren.

Welche Anfänger-Tipps haben Sie für Menschen, die ihren Lebensstil verbessern möchten?

DW

Auf jeden Fall ausreichend zu trinken. Am besten stilles Wasser – gerne mit etwas Ingwer, Limette oder Gurke, um zusätzlich Vitamin C aufzunehmen. Außerdem empfehle ich, regelmäßig zu essen. Am besten zu festen Zeiten, mit drei bis fünf Stunden Pause dazwischen. Ein guter Start in den Tag kann eine feste Morgenroutine sein. Schön ist zum Beispiel, sich nach dem Aufstehen mit einem Tee oder einem Kaffee ans offene Fenster zu setzen und den Sauerstoff tief ein- und auszuatmen. Das sind Kleinigkeiten, aber sie verbessern das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil. Ich sage immer: Das Leben ist kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon.

Kontakt/ Adresse

Daniel Weber
Gesundheitscoach
www.danielweber.fit

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